Aus dem Spanischen: (An)Schein, äusserer Schein,
Aussehen, Erscheinung, Trugbild
Eigentlich sind Fotos genau das, sie geben den Anschein des
fotografierten Objekts wider. Meine Apariencias folgen diesem Weg. Sie spielen
mit dem trügerischen Eindruck des Scheins und inszenieren ihn; nicht aber mit Hilfe von Bildbearbeitungsprogrammen,
sondern auf den Filmen analoger Kameras. So bleiben sie dem genuin
fotografischen Weg treu.
Sollten Sie an einem Foto besonderes Interesse haben, kontaktieren Sie mich bitte.
Für diese - neuste - Serie wollte ich etwas Fröhliches machen: Malen mit Kamera, Film und Licht. Farbige sich bewegende Lichtquellen sollten dabei die Protagonisten sein. Die Basler Herbstmesse 2021 bot sich an, um mit der Kamera in die Lichterflut einzutauchen und mehrmals pro Negativ abzudrücken. Trunken vom Lichtbad der Messe erlebte ich ein lustvolles Schaffen, wobei spontane Ideen die Planung immer wieder über den Haufen warfen. Ich mischte Langzeit- mit Kurzzeitbelichtungen, bewegte die Kamera und belichtete die einzelnen Aufnahmen absichtlich deutlich zu wenig und/oder zu stark. Entstanden sind malerisch expressive Bilder, die hoffentlich Freude bereiten.
Mit Doppelbelichtungen lässt sich der Wald mit anderen Einstellungen kombinieren. Durch schemenhafte Darstellung werden sie im und vom Wald aufgehoben. Plötzlich erscheinen erstaunliche "Dinge", die im Wald nicht vermutet werden. Unterschiedliche Momente verschmelzen zu einem zeitlosen Kontinuum. Metamorphosen, Wiederauferstehung, Tod und Geburt sind eng beisammen. Meine Doppelbelichtungen folgen der Absicht, Variationen des unendlichen Potenzials, das im Wald steckt, zu inszenieren.
Manche Fotos - Doppelbelichtungen oder nicht - können sich an der Grenze der Fotografie bewegen, sei es durch besondere Inhalte oder durch neue Kombinationen mit Hilfe von Doppelbelichtungen. Da die kombinierten Objekte erstaunliche Bezüge, farbliche Überlagerungen und einzigartig-einmalige Einstellungen herstellen, entfernen sie sich von fotografischen Abbildungen der „Realität“ und stellen Formen und Schein in den Vordergrund. Gleichzeitig verlieren sie dadurch an realem Boden und migrieren in einen schwebenden Abstraktionszustand. Es werden also neue, noch nie gesehene fotografische Realitäten geboren, die sich zwischen Realität und Abstraktion bewegen. Doch als fotografisches Produkt begründen sie eine neu geschaffene Realität. Unverständliche "Realitäten" können dabei genauso entstehen wie traumhafte und übernatürliche "Welten", die die Betrachtenden zu Staunenden und Fragenden machen.
Seien sie nun kultiviert, gesäubert,
optimiert für die Forstwirtschaft oder aber sich selbst überlassen,
vernachlässigt, verwildert – immer sprechen sie vom Drang der Natur nach
spontaner Zeugung, dem unbedingten Willen zu leben, stillem Sterben und
demütigem Verfall. Sie leben und symbolisieren den Kreislauf der Natur, bieten
Tieren, Insekten und Vögeln den idealen Lebensraum und dem Menschen einen
unübertroffenen Erholungsraum. Gleichzeitig bieten sie immer wieder einen geheimnisvollen Anblick, der immer wieder in Staunen versetzt.